Der Agri-Robot
Die Firma Eicher war ein sehr innovatives Unternehmen und immer bestrebt, Lösungen und Erleichterungen für die Landwirtschaft zu entwickeln. Die Abwanderung der Arbeitskräfte von der Landwirtschaft zur Industrie machte immer mehr den Einsatz von Maschinen notwendig. Diese waren bereits in den 60-iger Jahren soweit entwickelt, dass viele Arbeiten von einer Person durchgeführt werden konnte und nur noch zur Erntezeit zusätzliche Personen notwendig wurden. Gerade Eicher hat mit modernen Pflügen, Eicher-Rekordlader, Ladewagen, Rekordernter für Kartoffeln, Vollroder montiert am Geräteträger für Kartoffeln und Rüben, Maschinen entwickelt und auf den Markt gebracht, die für die gesamte Landmaschinenindustrie prägend waren.
Am 14. April 1964 stellte Eicher der Fachwelt eine Maschine vor, die alle bisherigen Erfindungen weit in den Schatten stellen sollte. Der „Agri-Robot“ war eine Pflugmaschine, die selbständig, ohne personelle Führung, einen Acker alleine pflügen konnte. Dieser Pflugroboter wurde zusammen mit der niederländischen Firma Protec N.V. aus Den Haag entwickelt. Was aus heutiger Zeit noch immer als besonders fortschrittlich gilt, war damals eine absolute Revolution. Die Maschine wurde vorgeführt, funktionierte und das Publikum, egal auf welchen Vorführungen sie auch präsentiert wurde, war beigeistert.
Der Agri-Robot war eine einachsig Maschine mit 40 PS Königstigermotor, die geometrisch vorne und hinten jeweils über einen einscharigen Pflugkörper verfügte. Bevor der Agri-Robot alleine arbeiten konnte, musste man als vorbereitende Maßnahmen eine manuelle Furche pflügen und am Anfang und Ende des Ackers eine Begrenzungsfurche vorgeben.
Dem Prinzip eines Kipppfluges folgend arbeitete sich dann die Maschine der zuvor gepflügten Furche entlang und schwenkte dann in die andere Fahrtrichtung, nach dem das Tastrad am äußeren Ende des Pflugkörpers in die Begrenzungsfurche am Ende des Ackers kam. Das Tastrad löst ein elektrisches Signal für den Richtungswechsel aus. So arbeitete sich die Maschine alleine entlang der Furchen bis der Acker zu Ende gepflügt war. Durch einen eingeflockten Pfahl am Ende des Ackers wurde ein Kontakt an der Maschine, ausgelöst, der den Stromkreis des Motors unterbrach und ihn so ausschaltete. In diesen Stromkreis konnte auch ein Kontakt mit Regensensor eingebaut werden, der ab einer bestimmten Niederschlagsmenge die Maschine ausschaltete. Ein seitwärts angebrachtes Tastrad schaltete die Maschine aus, wenn der Agri-Robot aus der Furche fuhr. Über diese Sicherheitsmaßnahmen hinaus gab bereits sehr viele Überlegungen, um die Maschine führerlos, alleine ohne Sicherheitsbedenken arbeiten zu lassen..
Allerdings war der Agri-Robot nur ein Prototyp, der noch im Entwicklungsstadium war. Eicher war aber der Überzeugung, dass man den Agri-Robot zu einer technisch völlig einwandfrei arbeitenden Pflugmaschine zu Ende entwickeln könnte, mit dem Ziel eines späteren Serienverkaufs.
Dass es nicht so gekommen ist, hat verschiedene Gründe. Eicher hatte zum einen nicht genügend Kapital, um die Maschine fertig zu entwickeln. Zum anderen war es zweifelhaft, ob es genügend Betriebe gab, die eine derartige Spezialmaschine gekauft hätten, die nur für einen einzigen Anwendungszweck zu gebrauchen war. Wie fortschrittlich und revolutionär der Agri-Robot war, ist daran zu erkennen, dass es heute wieder Bestrebungen gibt, Maschinen in automatisierter Form zu entwickeln. Allerdings stecken auch diese Entwicklungen, die mittels moderner Elektronik und Satellitennavigation funktionieren, noch in den Kinderschuhen. Einer der Wegbereiter für diese Entwicklungen ist der Agri-Robot von Eicher, der seiner Zeit weit voraus war und auch heute noch immer eine Vision für die Landwirtschaft von Morgen ist.